15. Mai 2019 – Trends

Die Handy-Generation

unterhält sich im Netz

 

Wie tickt die Jugend in ihrem Kommunikationsverhalten? Das ist eine zentrale Frage für die langfristige strategische Ausrichtung von Unternehmen mit einem Business-to-Consumer-Modell. Eine aktuelle Studie zeigt: Beim Medienkonsum von 12- bis 19-Jährigen geben Netflix, Spotify & Co. den Ton an. Dank Flatrate-Streaming hat über die Hälfte beinahe unbegrenzt Zugriff auf Filme, Musik oder Games. Kommuniziert wird mit dem Smartphone, angesagt sind Instagram, Whatsapp und Snapchat. Solche Eckdaten kennt man, aber spannend sind die Details.

 

 

Wie Jugendliche ihre Freizeit verbringen

Gefragt nach den Lieblingsbeschäftigungen für sich alleine nennen die Jugendlichen am häufigsten «Nutzung audiovisueller Medien» und «Sport». Halb so häufig geben sie «Gamen» an, gleich oft «Musik hören» und auch «Lesen». In einer Wordcloud sieht das so aus:

 

Wie Jugendliche die Medien nutzen

Bereits 97% der 12-Jährigen besitzen ein eigenes Handy, fast 100% haben mindestens in der Familie Zugriff auf einen PC bzw. das Internet. An normalen Tagen tummeln sich die Jugendlichen durchschnittlich 2½ Stunden im Internet, an Wochenenden etwa 4 Stunden, meist zu ihrer Unterhaltung. 87% haben einen Account bei Instagram und Snapchat und schauen Videos oder betrachten Bilder. 82% liken Beiträge in den sozialen Medien, aber nur etwa die Hälfte postet selbst wenigstens einmal die Woche. 66% der Buben, aber nur 11% der Mädchen gamen täglich. Das beliebteste Spiel bei beiden Geschlechtern ist Fortnite. Problematisch ist, dass sich ein Drittel der Jugendlichen über sexuelle Belästigung auf sozialen Medien beklagt und Cybergrooming stark zunimmt.

Welche Medien Jugendliche täglich nutzen

Das Handy ist das Lieblingsspielzeug der Jugendlichen. Praktisch alle nutzen es täglich, meist für Internet und soziale Medien, vorwiegend zum Konsum. Telefoniert wird kaum mehr, dafür etwas häufiger fotografiert. Für eine Informationsgesellschaft bedenklich: Die Nutzung von Zeitungen und Zeitschriften, Print wie Online, ist in sechs Jahren um mehr als 50% eingebrochen, bisher ohne jede Abflachung. Erstaunlich ist: Bücher halten sich stabil.

Täglich oder mehrmals wöchentlich nutzen Jugendliche folgende Medien, wobei es eindrückliche Unterschiede gibt:

  • 89% Musikhören: stabile Nutzung seit Jahren, beide Geschlechter gleich
  • 85% Video im Internet: stabil, Mädchen 78%, Buben 91%
  • 69% Fernsehen: verliert stark, vor sechs Jahren noch 79%
  • 47% digital fotografieren: vor sechs Jahren erst 33%
  • 38% Videogames: keine Zunahme seit sechs Jahren, Mädchen mit 11% deutlich seltener als Buben mit 66%
  • 26% Bücherlesen: leichte Zunahme, 32% der Mädchen und 20% der Jungen, E-Book stagniert bei 4%
  • 21% Gratiszeitungen Print: vor sechs Jahren noch 49%
  • 18% Abozeitungen online: vor sechs Jahren noch 31% (Print ging von 23% auf 11% zurück)
  • 7% Zeitschriften Print: vor sechs Jahren noch 15% (online von 13% auf 6% zurück)

Internetnutzung ist primär Unterhaltung

Die 2½ Stunden während der Woche und 4 Stunden am Wochenende (Medianwerte) nutzen Jugendliche vorwiegend zur Unterhaltung, erst sekundär zur Information. Jugendliche mit Migrationshintergrund und solche mit niedrigem sozioökonomischem Status sind signifikant häufiger im Internet.

Fast alle Jugendliche haben eine Mitgliedschaft in sozialen Netzwerken:

  • 87% Instagram und Snapchat: wird von 60% der Jugendlichen mehr als einmal täglich genutzt
  • 62% Google+
  • 52% Facebook: Mädchen 44%, Knaben 61%; starke Abnahme der täglichen Nutzung (innert sechs Jahren von 79% auf 22%)
  • 40% Pinterest: Mädchen 53%, Knaben 27%
  • 38% Twitter, musical.ly (seit Mitte 2018 App TikTok)

Die tägliche Nutzung von sozialen Netzwerken ist eher passiv:

  • 82% Beiträge anschauen
  • 80% Beiträge liken
  • 75% Chatten
  • 45% Posten

Das Erstellen von Internet-Content hat im Fünf-Jahres-Vergleich stark abgenommen:

  • von 14% auf 8% Fotos/Videos uploaden (Musik uploaden von 9% auf 4%)
  • von 12% auf 5% Beiträge in Newsgruppen schreiben (Blogs verfassen von 9% auf 1%)

Risikoverhalten, Pornografie und Gewalt

Mädchen und ältere Jugendliche sind generell vorsichtiger und schützen ihre Privatsphäre besser. 23% erlebten bereits Cybermobbing, wurden also im Internet mit beleidigenden Bildern und Texten bedrängt oder fertiggemacht, und sogar 30% wurden unerwünscht sexuell angesprochen (Cybergrooming). 62% haben Gewaltvideos konsumiert (49% Mädchen und 74% Knaben), 44% Pornofilme (21% Mädchen, 68% Knaben, je älter, desto häufiger). 12% haben von sich schon aufreizende Videos oder Fotos verschickt. Bei diesem Sexting genannten Phänomen gibt es keinen Unterschied zwischen Mädchen und Jungen.

Beliebte Videogames

Etwa 70% der Jugendlichen spielen Videogames, Mädchen mit 48% nur halb so viele wie Knaben mit 91%. Beliebtestes Game bei allen Gruppen in jedem Alter ist Fortnite, ein «Battle Royal Game» mit dem Ziel, letzter überlebender Spieler zu sein. Vor zwei Jahren war «FIFA 10» noch der Spitzenreiter. Gamer sind im Mittelwert täglich rund 1½ Stunden an Wochentagen (Medianwert 50 Min.) bzw. 2½ Stunden an Wochenenden (Medianwert 2 Std.) am Spielen.

Schlussfolgerungen aus JAMES

In der nonmedialen Freizeitnutzung ist die Familie wichtiger geworden, was Trendforscher als Cocooning bezeichnen, als Rückzug ins häusliche Privatleben. Das zeigt sich auch in der Nutzung sozialer Medien: Viel anschauen, aber wenig Privates preisgeben ist die Losung. Freizeit für sich allein verbringen Jugendliche medial bei Video- und Musik-Streaming oder vor allem Knaben mit Gamen. In Gruppen sind Jugendliche in der Freizeit sportlich unterwegs, chillen im Freien oder sind medial am Gamen. Das beliebteste Spiel Fortnite wird allein oder mit Freunden gespielt. Must-haves auf ihrem Handy sind für Jugendliche Instagram, Whatsapp und Snapchat sowie ein Flatrate-Streaming-Abo für Musik und Film. In der medialen Nutzung ist Unterhaltung Trumpf, Information verliert an Bedeutung, vor allem die Nutzung von Zeitungen/Zeitschriften scheint ins Bodenlose zu fallen. Erstaunlich stabil hält sich das Bücherlesen.

 

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