4. Oktober 2017 – UX-Design & Interactive

Der optimale Bildausschnitt

 

Oft erhält oder erstellt man Bilder, auf denen das Sujet schwach in Szene gesetzt ist. Entweder sind Dinge auf dem Bild, die man gar nicht zeigen will, oder das Sujet ist – wenn man das Bildverhältnis betrachtet – nicht gut positioniert. Durch einen angepassten Bildausschnitt können Bildaussage und Wirkung stark beeinflusst werden – zum Besseren oder Schlechteren. Um Letzteres zu vermeiden, möchte ich an einigen Beispielen aufzeigen, mit welchen Ausschnitten man Bilder aufwerten kann.

 

 

Symmetrie und Verhältnisse

Spannungsvolle Bildausschnitte erreichen Sie durch asymmetrische Ausschnitte. Manchmal kann auch ein anderes, z.B. quadratisches, Format die Bildwirkung verstärken. Bei Porträts ist es vor allem wichtig, in Blickrichtung mehr Raum zu geben. Das gleiche Prinzip gilt für bewegte Sujets: in Geh- oder Fahrtrichtung sollten Sie grosszügiger sein.

Eine leicht schiefe Horizontlinie kann die Wirkung eines guten Bildes massiv stören. Wann immer möglich berücksichtigen Sie das schon bei der Aufnahme.

Eine hilfreiche Vorgabe beim Bildausschnitt ist die Drittelregel. Sie leitet sich vom goldenen Schnitt ab. Das Bild wird imaginär in neun gleich grosse Flächen aufgeteilt. Gemäss Drittelregel wird nun das hervorzuhebende Sujet an einem der vier Schnittpunkte der Linien positioniert. Mit einem direkt in der Mitte platzierten Sujet oder Horziont würde die Komposition Ihres Bildes deutlich an Spannung verlieren.

Unnötiges wegschneiden

Oft trägt die Umgebung wenig oder gar nichts zur Aussage des Bildes bei. Durch das Wegschneiden dieser Bildteile können die zentralen Inhalte viel besser hervorgehoben werden. Durch die Vergrösserung, die durch einen engeren Ausschnitt passiert, wird aber die Unschärfe besser sichtbar. Bei ungenügender Bildauflösung kann das Bild womöglich nicht mehr verwendet werden oder wirkt pixelig. Daher sind stark vergrösserte Ausschnitte von Details nur bei scharfen Aufnahmen in sehr guter Qualität möglich.

Um einen passenden Ausschnitt zu wählen, stelle ich mir immer folgende Fragen:

  • Was ist wichtig auf diesem Bild?
  • Wen oder was soll der Betrachter sehen?
  • Was soll die Aussage des Bildes sein? Kann ich Aussage und Wirkung des Bildes durch einen anderen Ausschnitt verstärken?
  • Kann ich schlechte, störende oder unwichtige Bildteile weglassen?
  • Könnte das Anpassen des Bildformates (hoch, quer, quadratisch) dem Bild eine bessere Wirkung geben?

Achtung!

Beim Wählen geeigneter Bildausschnitte geht es nicht immer darum, das gesamte Umfeld wegzuschneiden. Bilder können unter Umständen gerade mit Einbezug des Umfelds eine willkommene Stimmung wiedergeben. Beim folgenden Bild wäre es schade, die Weite des «Himmel und Hölle»-Spielfeldes auf Kosten des Kindes einzugrenzen.

Mein Fazit

Ein schlechtes Bild mit guter Schärfe und Auflösung kann mit einem passenden Bildausschnitt gerettet werden. Immer wieder erhalte oder sehe ich bei meiner Arbeit Fotos mit Personen, die eigentlich im Mittelpunkt stehen sollten, aber durch die unruhige oder üppige Umgebung in den Hintergrund gedrängt werden. Ich versuche dann immer einen möglichst engen Bildausschnitt zu wählen. Je enger der Bildausschnitt, desto mehr Wirkung erhält das Sujet meistens. Und umso stärker und spanndender kann die Bildaussage werden. Ausserdem möchten die Betrachter die Personen auf dem Foto sehen und erkennen. Gesichter sollten also möglichst gross und klar zu erkennen sein. Die Umgebung interessiert meist nicht. Am besten probiert man bei einem Bild viele Bildausschnitte aus. Dabei spürt man schnell, wie ein Bildausschnitt eine tolle Wirkung erzeugt. Wichtig ist immer, sich zu fragen: Welche Botschaft soll mein Bild vermitteln? Beim Beispiel mit dem Porträt ist klar ersichtlich, wie mit einem spannenden Ausschnitt eine völlig andere Aussage und Wirkung erreicht werden kann. Mein Tipp: Ausprobieren, experimentieren und auch mal mutig sein!

 

Blog-Artikel teilen:

 

Möchten Sie regelmässig über neue Blog-Beiträge informiert werden?

 

 

2 Kommentare

Jörg Neumann 12.10.2017 - 17:52 Uhr

Toller Beitrag, merci.

Helga Christina Stalder 26.10.2017 - 17:53 Uhr

Eure Beiträge sind immer gut. Dieser wird bestimmt weiter wirken - werde ausprobieren, experimentieren und hoffentlich besser werden bei meinen Schnappschüssen. Sehe eure Blogs immer wieder gern - weiter so! Merci.


Teilen Sie uns Ihre Meinung mit

 

 


Sandra Barmettler

Web- und Mediapublisherin, Polygrafin

+41 41 318 34 56
E-Mail senden