15. April 2020 – UX-Design & Interactive | Trends

Datenbasierte Bild- und Designtrends 2020

 

Welche Trends in der Gestaltung werden uns im Verlauf des aktuellen Jahrs begegnen? Wohl niemand kann darauf besser Antwort geben als Bildagenturen wie Shutterstock, welche über umfangreiche statistische Daten verfügen. Ihre Kunden suchen täglich nach Millionen von Bildern und verwenden dabei Schlagwörter für die Suche. Mit diesen Daten können die Agenturen erkennen, woran kreativ gearbeitet wird, und so die globalen Trends ermitteln.

 

 

Nicht alle Trends, die ich Ihnen im Folgenden vorstelle, werden für die Masse sichtbar werden. Okkultismus als Trend in der Werbung zum Beispiel kann ich mir nicht vorstellen. Trotzdem möchte ich zu allen von Shutterstock erfassten Trends kurz etwas sagen. Die ersten drei werden als «wichtig» gekennzeichnet, die weiteren als «aufkommend». Wir sind gespannt.
 

1. Goldene 20er
 

 

100 Jahre nach den Goldenen Zwanzigern leben diese wieder auf. Nach dem Ersten Weltkrieg hatten die Menschen das Bedürfnis nach Luxus, was sich in Architektur, Inneneinrichtung und Design im Art-déco-Stil zeigte. «Charakteristisch für den Art déco ist die stilisierte und flächige Darstellung floraler und organischer Motive. Das Fehlen von Natürlichkeit und Schatten vermittelt den modernen und oft plakatartigen Eindruck, den die Kunst dieser Epoche macht» (Wikipedia).

Weitere stilprägende Elemente der Goldenen 20er sind Goldmuster sowie lineare geometrische Muster. Die verwendeten Farben waren kräftig, aber nicht aufdringlich, beispielsweise Grün oder Blau kombiniert mit pastelligen Farbtönen wie Altrosa oder Elfenbein. Und immer wieder gerne kombiniert mit Gold.
 

 

Retro-Trends kommen immer wieder auf. Warum sind diesmal die «Roaring Twenties» dran? Eine Erklärung dafür ist der weltweite Erfolg der Serie «Babylon Berlin», welche in den 1920ern spielt. Sind es noch andere Faktoren? Die Farben und Formen von Art déco widersprechen aktuellen Themen wie Natürlichkeit, Behaglichkeit (Stichwort «Hygge») und handgeschriebener Typografie – ist es eine Art Gegenbewegung?
 

2. Okkultismus

«Besonders auf Mainstream-Kanälen und sozialen Netzwerken zeigt sich ein wiedererwecktes Interesse an alternativen und uralten Glaubensrichtungen, die Millennials und die Generation Z (Jahrgänge 1995–2010) faszinieren.» Die Suchbegriffe Magie (+525%) und Spirituelles (+289%) sind hier an der Spitze.

«Vielleicht ist es zu viel Rationalität, die wieder die Sehnsucht nach Irrationalem aufkommen lässt» – so lautet ein plausibler Erklärungsversuch für diesen überraschenden Trend von page-online.de.
 

3. Üppige Blumen

Nicht mehr filigran und elegant wie bisher, sondern üppig, farbig, leuchtend, gross. So werden Blumen im 2020 inszeniert, auf dem Papier oder Bildschirm, als Video von lebendigen Blumenlandschaften, als Fotografie von Stillleben oder als Typografie mit Pflanzen.
 

4. Cannabis

«Batik-Trend ade. Raffiniertes Design hat den Lavalampen-Look ersetzt und stellt vergangene Marihuana-Klischees auf den Kopf.» 

Dass vermehrt nach Cannabis-Bildern gesucht wird, erkläre ich mir damit, dass es ganz viele neue Lifestyle-Cannabis-Produkte zu vermarkten gibt. Es gibt, vor allem in den USA, in den Bereichen Kosmetik, Medizin, Lebensmittel einen riesigen Markt für die Pflanze. Man weiss zwar noch zu wenig über die Wirkung, aber es wird bereits viel Geld verdient damit.
 

5. Minimalistisches Schwarz
 

 

Minimalismus ist immer wieder als Trend auszumachen. Bisher bedeutete Minimalismus aber vor allem viel Weissraum. Neu im Trend ist «Schwarz» – der Suchbegriff «Schwarz» verzeichnete ein Plus von 1779%. Auf den neuen Bildern dominiert Schwarz stark, hinterlässt einen edlen, stylishen Eindruck, setzt in Szene. Farbe und helle Töne setzen Akzente.
 

6. Leben in der Wildnis
 

 

«Outdoor-Abenteuer werden immer beliebter, sowohl als Hobby als auch als Bildmotiv. Die Bilder, die dabei entstehen, fangen die stimmungsvolle Seite der Natur und ihren Einfluss auf unsere Gefühle ein.»
 

7. Chinesische Tuschmalerei

«Moderne Künstler wenden sich aufgrund des zunehmenden Interesses an Kalligraphie auch der ähnlichen Pinselführung der chinesischen Malerei zu.»
Dieser Trend ist allerdings weniger deutlich als die anderen und wird vermutlich eine Randerscheinung sein. Die deutlichste Suchabfrage nach Kirschblütenillustrationen (+152%) wird wohl nicht allzu langlebig sein – es gibt ja auch noch andere Pflanzen.
 

8. Sport und Fitness

«Mit steigenden Suchanfragen (+1647%) nach Sport- und Fitness-Schlagwörtern ist das Jahr 2020 auf dem besten Weg, ein spielfreudiges Jahr zu werden. Sportfotografie kann Geschichten rund um Kraft und Ausdauer darstellen, die ein globales Publikum ansprechen. Schweiss und Schmerz, Sieg oder Niederlage – diese Bilder offenbaren die Entschlossenheit des menschlichen Geistes.»
 

9. Protestkunst

«Auf Schildern hochgehoben, an Wände gesprüht, am Revers getragen – Kunst ist das Sprachrohr einer Bewegung. Im Jahr 2020 erwarten wir, dass diese Stimmen noch lauter werden und sich die einzigartige Kunst dieser Bewegungen weiter verbreitet.»
 

Fazit

Einige der Trends sind nicht überraschend. Sie widerspiegeln gesellschaftliche Entwicklungen wie Outdoor-Abenteuer oder Klima-Demos. Der deutlichste Trend, die Ästhetik der Goldenen Zwanziger, hat mich aber ziemlich überrascht. Bei der Recherche habe ich allerdings gemerkt, dass sich dieser schon länger abzeichnet, vor allem auch im Wohnbereich. Ich musste mich noch etwas anfreunden damit. Aber es ist wie bei jedem neuen Trend: Wenn er da ist und man ihn von allen Seiten betrachten kann, wird er zu einer neuen, spannenden Option im Design.

Quellen: shutterstock.com (Texte in Anführungszeichen); Getty Images, 123rf (Bilder)

 

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Regula Reufer

Typografische Gestalterin

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