18. September 2019 – UX-Design & Interactive

Das selbstformatierende Preisschild –

mit GREP-Stilen schneller zum Ziel

 

InDesign bietet mit GREP-Stilen schon seit vielen Jahren die Möglichkeit, ohne manuelles Zutun automatisch Textformatierungen vorzunehmen. Ein Beispiel aus der Praxis.

 

 

GREP kommt aus der Programmierung und ist ein Suchmechanismus, der es ermöglicht, bestimmte Muster in Text zu suchen. GREP wurde auch in InDesign integriert und ermöglicht so einerseits komplexe Suchen/Ersetzen-Befehle, andererseits die Funktionalität der GREP-Stile: Über GREP-Stile in Absatzformaten wird auf die gefundenen Textstellen dynamisch ein Zeichenformat angewendet. GREP-Stile in InDesign sind nichts Neues und seit Jahren möglich. Im Alltag habe ich aber den Eindruck, dass diese Möglichkeit zur Effizienzsteigerung zu oft ungenutzt bleibt. 

Wie funktioniert es?

Die Ausgangslage

Für einen Kunden erstellen wir teilautomatisiert Broschüren mit Aktionsartikeln. Jeder Artikel hat einen blauen Preis-Button, wo der Aktionspreis und dann kleiner der Normalpreis ersichtlich sind. Im ursprünglichen Gestaltungskonzept sieht das so aus:

Simple Sache: ein weiss umrandeter Kreis, davor eine Textbox, in der Aktionspreis und Normalpreis drinstehen. Das Format der ersten Zeile entspricht einem definierten InDesign-Absatzformat. Der Text stammt aus einem Datenfeld, gelangt also als «eine Zeile» ins InDesign.

Die Umsetzung

Sorgen wir also erst mal dafür, dass die zweite Zeile kleiner wird, denn «roh» befüllt sieht der Button so aus:

Wir erstellen also einen neuen Zeichenstil, dessen Formatierung der Zeile «statt 870.–» im Beispiel ganz oben entspricht. Wir nennen das Format «Zeile statt». Dieses Format wollen wir mittels des GREP-Stils anwenden.

Im betreffenden Absatzformat wechseln wir zum Punkt «GREP-Stil» und klicken «Neuer GREP-Stil». Wir wählen unter «Format anwenden» das eben erstellte Zeichenformat aus und definieren die Bedingung, unter welcher das Format angewendet werden darf.

Die Bedingung ist:
Suche nach dem Text «statt» plus Wortabstand, dann eine beliebige Anzahl Ziffern (\d+), gefolgt von Punkt und Halbgeviertstrich (\.–), und nur, wenn diese Zeichenfolge am Ende eines Absatzes steht ($).

Schaut ja schon mal gut aus:

Es sind aber noch verschiedene Probleme zu lösen, denn es gibt auch eine französische Version. Die Schwierigkeiten sind sofort ersichtlich:

Das «au» rutscht eine Zeile nach oben, was nicht erwünscht ist. Und wäre das «au» auf der 2. Zeile, ist ein Platzproblem absehbar. Im nächsten Schritt sorgen wir also dafür, dass der für die 2. Zeile vorgesehene Text nicht auf die erste Zeile rutscht. Dies geht ganz einfach, indem wir diesem Zeichenformat mit der Option «kein Umbruch» verbieten, über mehrere Zeilen zu laufen.

Das Problem mit der zu breit laufenden französischen Zeile lösen wir dadurch, dass in der französischen Version die Schriftgrösse im Fall von «au lieu de» zusätzlich verkleinert wird.

Wir ändern also den oben erstellten GREP-Stil insofern ab, dass dieser beide Fälle – «statt» plus Zahl und «au lieu de» plus Zahl – abfängt und das Zeichenformat anwendet. Mit einem weiteren GREP-Stil suchen wir noch spezifisch nach «au lieu de» und verkleinern diesen Text zusätzlich. Hier ist die Reihenfolge der GREP-Stile entscheidend!

Als Letztes wird im Fall eines vierstelligen Preises die Schriftbreite der Zahlen etwas reduziert (die Mikrotypografie-Götter mögen mir verzeihen). Wenn also vier Ziffern (\d{4}) gefolgt von Punkt und Halbgeviertstrich (\.–) erscheinen, wird das Zeichenformat angewendet, wo die Schriftbreite auf 95% eingestellt ist.

Voilà: Jetzt haben wir das «Preisschild, das sich selbst formatiert», und sparen so eine Menge manuelle Arbeit!

Vermutlich liesse sich dieser Fall noch deutlich eleganter lösen und GREP kann ganz schön schnell ganz schön kompliziert werden. Im Netz finden sich glücklicherweise viele weitere Anleitungen und Hilfestellungen, z.B. die GREP-Referenz von Gregor Fellenz oder diese gute Linksammlung von InDesign Secrets. Auch der Publishing-Blog bietet wie üblich einige Perlen.

 

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Tobias Röllin

Technopolygraf, Technischer Leiter Medienvorstufe

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