29. März 2023 – Kommunikation | Prozessoptimierung | Trends

ChatGPT –

wo er hilft und was er nicht leistet

 

ChatGPT ist ein Reizwort. Der Textroboter fasziniert, verunsichert, überzeugt hier und enttäuscht da. Und manchmal nervt er. Zweifellos kann er uns im Schreibprozess unterstützen. Aber all unsere Schreibtätigkeiten an ihn auszulagern, wäre eine schlechte Idee.

 

 

Heute möchte ich Ihnen ChatGPT vorstellen – einen intelligenten Chatbot, der von OpenAI entwickelt wurde. Durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz ist ChatGPT in der Lage, auf eine Vielzahl von Fragen und Anliegen zu antworten und somit ein aufregendes Beispiel für die Fortschritte in der Mensch-Computer-Interaktion darzustellen. In diesem Blogbeitrag erfahren Sie mehr über ChatGPT und seine Fähigkeiten sowie darüber, wie er in verschiedenen Bereichen eingesetzt werden kann.

Sie vermuten richtig: Den Abschnitt, den Sie eben gelesen haben, hat der Textroboter ChatGPT über sich selbst geschrieben. Ich habe ihm den Auftrag dazu erteilt: «Schreibe den Einstieg in einen Blogbeitrag zum Thema ChatGPT. Nicht zu viele Sätze bitte.» An den Beispielzeilen unseres neuen Arbeitskollegen lässt sich zeigen, wo uns ChatGPT künftig unterstützen kann und wo – zumindest aktuell – seine Grenzen sind.
 

Auf den ersten Blick verblüffend

Wenn Sie ChatGPT auch schon ausprobiert haben, ist es Ihnen vielleicht wie mir ergangen. Ich war zuerst verblüfft. Man stellt diesem Roboter eine knifflige Aufgabe und erhält in kurzer Zeit ein Ergebnis in ordentlicher Qualität. Und mit kontinuierlichem Nachhaken werden die Texte besser, mehr auf den Zweck zugeschnitten. Das erste Pröbeln zeigte mir, wie wichtig die Qualität der sogenannten Prompts, der Sprachbefehle an den Textroboter sind. Sind sie schwammig, fällt das Ergebnis entsprechend dürftig aus. 

Ein Vorteil von ChatGPT ist, dass sich das System kontinuierlich weiterentwickelt. Es lässt sich also trainieren. Rechtschreibung, grammatikalische Richtigkeit und Sprachstil sind auf einem ansprechenden Niveau. Die Sätze sind meist korrekt formuliert, wenn auch etwas blutleer und in der Wortwahl repetitiv. Mir fehlen jedenfalls die Emotionen und Überraschungsmomente. Nichtsdestotrotz kann der Textroboter den Schreibprozess unterstützen – beispielsweise beim Anlegen eines Textgerüstes, bei ersten Entwürfen, Texteinstiegen oder Schreibblockaden.
 

Sprachlich gibt’s Luft nach oben

Spannend sind für mich die Ergebnisse eines mehrwöchigen Praxistests, den das deutsche Übersetzungs- und Textbüro Advertext durchgeführt hat. Die Sprachprofis haben beobachtet, dass die Textmaschine nicht selten Rechtschreibfehler übernimmt, wenn sie bei der Eingabe passieren. Sie sind gehäuft auf grammatikalische Fehler vor allem bei Deklinationen und Beugungen gestossen. Manchmal verheddert sich das System und Sätze werden nicht zu Ende geführt. Die Fehlerhaftigkeit rührt daher, dass ChatGPT sprachliche Mängel aus den Quellen und Prompts reproduziert. Weil das System sich aber laufend verbessern kann, stehen die Chancen gut, dass die Qualität in Zukunft steigt.

 

Intransparenz ist ein Problem

Ein grosses Handicap von ChatGPT ist aktuell, dass man sich inhaltlich zu wenig auf ihn verlassen kann. ChatGPT ist ein reiner Befehlsempfänger, er hinterfragt nichts und kann nicht abstrahieren. Er schustert gemäss einem Algorithmus aus einer Überfülle von online zugänglichen Wortquellen neue Texte zusammen. Seine Quellen sind willkürlich, er greift auf alles zu, neben seriösen Inhalten auch auf Fake News und gefährliche Ideologien. Sind die angezapften Inhalte falsch, werden sie trotzdem ungefiltert übernommen. In diesem Sinne ist ChatGPT also nicht intelligent und man darf sich fragen, ob es redlich ist, ihn mit dem Etikett «künstliche Intelligenz» zu schmücken.
 

Immerhin: Fragt man ChatGPT nach seiner mangelnden Transparenz, ist er in diesem Punkt transparent.
Immerhin: Fragt man ChatGPT nach seiner mangelnden Transparenz, ist er in diesem Punkt transparent.

Lerneffekte gehen verloren

Natürlich erhoffen sich viele einen Zeitgewinn, wenn sie ChatGPT nun als ihren persönlichen Texter nutzen. Für repetitive Arbeiten oder das Erstellen von standardisierten Texten ist der Einsatz in meinen Augen sinnvoll. Aber wir sollten auch beachten, was uns bei dieser Auslagerung abhandenkommt. Schreiben wir nämlich einen Text, ist das nicht einfach ein Aneinanderreihen von Wörtern. Wir setzen uns dabei mit einer bestimmten Materie auseinander, eignen uns Wissen an, bringen Inhalte in einen Kontext, verknüpfen und bewerten sie. Die gute alte Zusammenfassung für die Prüfungsvorbereitung lässt grüssen. Kurz und gut: Wir erzielen beim Schreiben wertvolle Lernleistungen, die ausbleiben, wenn wir es an den Roboter delegieren.
 

Persönlich schreiben kann er nicht

Unanständig finde ich den Einsatz von ChatGPT, wenn ich jemandem persönliche schreibe. Abgesehen davon, dass sich die ausdruckslose Sprache nicht dafür eignet, ist das Setting dafür einfach unpassend. Beim Schreiben von persönlichen Texten bin ich mit der adressierten Person gedanklich verbunden. Möchte ich mich für etwas bedanken, ein Anliegen vorbringen oder gute Wünsche weitergeben, ist das mit Gefühlen und Emotionen verbunden. Dazu kann und will ich nicht eine Maschine beauftragen.
 

Fortsetzung folgt

Und dann gibt es auch noch den Fall, wo mich ChatGPT mit seiner Anbiederung und gespielten Unterwürfigkeit manchmal nervt. Mehr darüber erfahren Sie bald im zweiten Teil meines Blogbeitrags. 
 

 

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Armin Barmet

Teamleiter Korrektorat, Texter, Kommunikation

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