14. September 2022 – Trends | Mediengestaltung

Bildlegenden beantworten Fragen –

und machen Lust auf mehr

 

Zwei Menschen können ein und dasselbe Bild völlig unterschiedlich interpretieren – je nach kulturellem Hintergrund, persönlichen Erlebnissen, Alter oder aktueller Befindlichkeit. Bildlegenden verhindern solche Missverständnisse. Zudem wecken sie Aufmerksamkeit und machen einen Artikel erst komplett.

 

 

Bildlegende – mehr als ein Bildbeschrieb

Eine Bildlegende oder Bildunterschrift ist ein erklärender Text, der sich auf ein Bild bezieht. So weit, so gut. Aber Bildlegenden sind nicht einfach simple Bildbeschriebe. Sie beschreiben nicht einfach, was man auf einem Bild sehen kann. Eine gute Bildlegende versucht das Bild einzuordnen und gleichzeitig einen Bezug zum Text herzustellen, zu dem das Bild gehört. Man nennt das auch ihre Scharnierfunktion. Sie beantwortet ausserdem Fragen und verhindert so Fehlinterpretationen. Und – gut umgesetzt – animiert sie dazu, dass ein Text überhaupt gelesen wird. Bildlegenden sind also eine wertvolle Dienstleistung für Leserinnen und Leser.

Wer ist der Mann? Warum hat er Mann ein Ufo vor sich? Wo befindet er sich? – Fragen, welche die Leserschaft beantwortet haben möchte. (Bild: stock.adobe.com, LIGHTFIELD STUDIOS)
Wer ist der Mann? Warum hat er Mann ein Ufo vor sich? Wo befindet er sich? – Fragen, welche die Leserschaft beantwortet haben möchte. (Bild: stock.adobe.com, LIGHTFIELD STUDIOS)

Warum es Bildlegenden braucht

Bilder werfen immer Fragen auf. Sogar vermeintlich selbsterklärende Bilder können falsch gedeutet werden. Wer ist abgebildet? Was passiert hier und warum? Wo spielt sich die Sache ab? Wer diese Fragen in einer kurzen Legende beantwortet, wertet nicht nur das Bild auf, sondern legt auch einen Köder aus: Eine gute Bildlegende verführt Leserinnen und Leser nämlich dazu, den ganzen Artikel zu lesen – weil sie sie vor dem Lauftext beachten und dann mehr wissen wollen. Ohne Legende lässt man die Betrachter im Ungewissen. Die meisten Leserinnen und Leser überfliegen Texte nur oder lesen quer, die wenigsten nehmen sich die Zeit, einen Bericht von Anfang bis Ende durchzulesen. Ebenso wenige sind sie bereit, fehlende Informationen zu einem Bild aus dem Text herauszusuchen. So wird ein Bild schnell falsch gedeutet – und noch schneller wird weitergeblättert.

Wie der Berg im Hintergrund heisst, wissen ja nun wirklich alle. Sicher? Bleibt eine weitere Frage: Wie heisst die Ortschaft, in der man einen so tollen Blick auf das Matterhorn geniessen kann? (Bild: stock.adobe.com, branex)
Wie der Berg im Hintergrund heisst, wissen ja nun wirklich alle. Sicher? Bleibt eine weitere Frage: Wie heisst die Ortschaft, in der man einen so tollen Blick auf das Matterhorn geniessen kann? (Bild: stock.adobe.com, branex)

Was zu einer guten Bildlegende gehört

Beim Verfassen einer Bildlegende ist es hilfreich, sich die sogenannten W-Fragen zu stellen: Wer? Was? Wo? Wann? Warum? Wie? Welche? Zum Beispiel:

  • Wen oder was sehe ich da? Und wo?
  • Was wird gemacht?
  • Warum wird das gemacht?
  • Wer macht was für wen?

Dabei ist zu beachten: Eine Legende soll nicht einfach ein Bildbeschrieb sein, sondern Zusatzinformationen liefern, die sich nicht offensichtlich aus dem Bild erschliessen.

Beispiel einer schlechten Bildlegende: «Es wird geschweisst.» – Ja, danke, das ist offensichtlich. Besser: «Martin Mustermann schweisst die zugeschnittenen Stahlprofile zum Grundgerüst der Pergola zusammen.» (Bild: stock.adobe.com, zilber42)
Beispiel einer schlechten Bildlegende: «Es wird geschweisst.» – Ja, danke, das ist offensichtlich. Besser: «Martin Mustermann schweisst die zugeschnittenen Stahlprofile zum Grundgerüst der Pergola zusammen.» (Bild: stock.adobe.com, zilber42)

Wo Bildlegenden hingehören

Der beste Platz für eine Bildlegende ist direkt unter dem Bild. Darum nennt man sie auch Bildunterschrift. Notfalls kann man auch mit Ziffern und einer Legendenleiste arbeiten. Die Bildlegende ins Bild zu schreiben, ist meist keine Option, da in sehr vielen Fällen die Lesbarkeit nicht mehr gewährleistet ist. Was nie sein sollte: eine Bildlegende aus Platznot weglassen.

Die Bildlegende wird am besten in unmittelbarer Nähe zum Bild platziert. So kann sie schnell zugeordnet werden und wird fast immer gelesen.
Die Bildlegende wird am besten in unmittelbarer Nähe zum Bild platziert. So kann sie schnell zugeordnet werden und wird fast immer gelesen.
Eine Alternative ist das Durchnummerieren der Bilder und Legenden. Nachteil: Der Blick des Betrachters muss ständig zwischen Bild und zugehöriger Legende hin und her hüpfen. Diese Variante sollte deshalb nur sparsam eingesetzt werden. Sie ist aber besser als gar keine Legende.
Eine Alternative ist das Durchnummerieren der Bilder und Legenden. Nachteil: Der Blick des Betrachters muss ständig zwischen Bild und zugehöriger Legende hin und her hüpfen. Diese Variante sollte deshalb nur sparsam eingesetzt werden. Sie ist aber besser als gar keine Legende.

Bildquelle – die treue Begleiterin der Legende

Wie die Bildlegende gehört zu jedem Bild auch eine Quellenangabe. Die Bildquelle informiert, von wo das Bild entnommen wurde und bei wem die Bildrechte liegen. Auch bei lizenzfreien Bildern sollten immer der Name des Urhebers sowie die Bildplattform erwähnt werden. Weiter ist zu beachten:

  • Platzierung von Bildquellen: Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, eine Bildquelle zu platzieren. Auf Printprodukten wird sie mit Vorteil gleich unter dem Bild oder im Bild am Rand platziert. Alternativ ist die Bildquelle als Fussnote, in einem Abbildungsverzeichnis oder im Impressum aufgelistet. Es muss dann aber immer klar ersichtlich sein, welches Bild zu welcher Quelle gehört.
     
  • Wortlaut: Bilddatenbanken schreiben oft vor, wie die Bildquelle genau lauten soll. Bilder von Adobe Stock müssen zum Beispiel stets mit stock.adobe.com, gefolgt vom Nickname des Erstellers beschriftet werden. Das Durchlesen von Lizenzbestimmungen kann zwar etwas Zeit kosten, schont dafür das Portemonnaie, denn Verfehlungen können durchaus geahndet werden. Grundsätzlich empfiehlt es sich, innerhalb eines Textes oder einer grösseren Einheit immer gleich zu verfahren: den Bildnachweis etwa in Klammern setzen, und einheitlich mit «Bild», «Foto» oder «Quelle» bezeichnen.
     
  • zvg: Die Abkürzung zvg (alternativ zVg, ZVG) findet sich hauptsächlich in Schweizer Medien und steht für «zur Verfügung gestellt». Verwendet wird sie, wenn ein Bild von einer abgebildeten Personen geliefert worden ist. Auch wenn «zvg» in der Schweiz toleriert wird, empfiehlt es sich, stattdessen den Namen der Fotografin oder des Fotografen zu nennen – nicht zuletzt auch als Anerkennung für das Handwerk.

 

Fazit

Der Blickverlauf einer Person, die in einem Magazin oder auf einer Website einen Text beachtet, ist stets derselbe: Zuerst schaut sie die Bilder und mit ihnen die Bildlegenden an. Erst dann liest sie den Titel, gefolgt von Lead, Infoboxen und schliesslich, wenn das Interesse immer noch gross genug ist, dem Haupttext. Auch Bilder, die selbsterklärend zu sein scheinen, erhalten mit einer Legende einen Mehrwert. Sie ist daher ein Muss. Das Gleiche gilt für die Bildquelle. Grundsätzlich muss bei jedem Bild klar sein, wo die Urheberrechte liegen und wie das Bild verwendet werden darf. Mit der Bildquelle gebe ich Auskunft darüber

 

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Sandra Barmettler

Web- und Mediapublisherin, Polygrafin

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