Sozialgeschichte wie ein Krimi

Neues Buch von Andreas Anderhalden

Wie kam es, dass sich zahlreicher Obwaldnerinnen und Obwaldner im 19. Jahrhundert auf waghalsige Überseemanöver einliessen und in Alaska als Goldsucher oder in Kalifornien als Knechte auf Farmen eine neue Existenz aufbauen wollten? Und was hat das alles mit dem Alkohol zu tun?

 

Die Schweiz – ein Land von Auswanderern

Die Schweiz als Auswanderungsland, das kann man sich bei der heutigen wirtschaftlich und politisch stabilen Lage kaum mehr vorstellen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war das jedoch ganz anders. Der Kanton Obwalden wies dabei fast die höchste Auswanderungsquote der ganzen Schweiz auf. Warum verliessen damals gerade aus Obwalden so viele Menschen ihre Heimat?

Schnaps statt Milch

Der Arzt und Autor Andreas Anderhalden gibt in seinem kürzlich erschienenen Buch «Alkohol – Armut – Auswanderung» erstaunliche Antworten. Eindrücklich zeigt er auf, wie die Änderung einer Allmendverordnung im Sarneraatal und die Gründung einer Kondensmilchfabrik in Cham dazu führten, dass Milch als Grundnahrungsmittel für die arme Bevölkerungsschicht in Obwalden unerschwinglich wurde. Die Menschen begannen stattdessen Schnaps zu konsumieren, und damit hielten Alkoholabhängigkeit, Verschuldung und Elend Einzug in die ohnehin bereits armen Haushalte. Anderhalden macht nachvollziehbar, warum so viele Obwaldnerinnen und Obwaldner in dieser grossen Not die ungewisse Reise in ferne Länder als einzigen Ausweg ansahen.

Bisher unveröffentlichte Quellen

Andreas Anderhalden analysiert die Gründe für die Auswanderung sehr genau, schreibt dabei aber immer ausgesprochen verständlich. Er belegt seine dramatische Sozialgeschichte mit zahlreichen Originaldokumenten aus Archiven und privaten Sammlungen. Der Band enthält viele eindrucksvolle Bilder und auch Briefe und Berichte von Obwaldner Auswanderern, die bisher noch unveröffentlicht waren.

Die Protagonisten in diesem Buch stammen aus Obwalden. Sie stehen aber beispielhaft für den nicht kleinen Teil der Schweizer Bevölkerung, der vor drei bis vier Generationen eben nicht in der «guten alten Zeit» lebte. Darum ist das Buch auch für Leserinnen und Leser spannend, die sich für Sozialgeschichte interessieren, aber keinen Bezug zum Innerschweizer Kanton haben.

Andreas Anderhalden

Alkohol, Armut, Auswanderung. Dramatische Sozialgeschichte in Obwalden.

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